Im Einklang mit der wachsenden Bedeutung von Sprachkompetenz im Neoliberalismus bedarf insbesondere die international operierende Gesundheitsindustrie zunehmender Multilingualisierung als Mittel ökonomischer Expansion. Vergleichbar mit anderen Dienstleistungsindustrien der ‚New Economy‘ die auf ein internationales Klientel ausgerichtet sind, bedeuten Sprachkenntnisse und mehrsprachige Repertoires hier einen ökonomischen Mehrwert für Gesundheitsdienstleister. Medizin- oder Gesundheitstourismus in die Schweiz ist kein Massenprodukt wie zum Beispiel in Deutschland oder Litauen, sondern erreicht seinen ökonomischen Mehrwert durch Individualisierung mit mehrsprachigen und hochqualifizierten Betreuern die zwischen Patienten und Ärzten sowie Pflegepersonal vermitteln. Mit der Hilfe ethnografischer Feldforschung und Experteninterviews versucht dieses Projekt zu zeigen, wie Schweizer Gesundheitsdienstleister, private Patientenvermittler im Ausland sowie Marketingagenturen Mehrsprachigkeit valorisieren und gleichzeitig ein Bild der Schweiz konstruieren, das weitverbreitete Attribute wie Qualität, Präzision, Wohlstand und Stabilität, eine intakte Umwelt, eine mehrsprachige Bevölkerung sowie Diskretion mit individuellen Erwartungen an Spitzenmedizin verbindet. Das Zusammenspiel von Marketingstrategien die die Schweiz als einzigartige touristische Erfahrung darstellen mit einer kapitalintensiven Dienstleistungsindustrie wird hierbei auch neue Perspektiven auf die Valorisierung nationaler Stereotypen im Neoliberalismus aufzeigen.