Ziel des Forschungsprojekts ist es, die sprachideologischen Debatten im Zeitraum 1970-1990 in zwei internationalen Organisationen, dem Europarat und der Europäischen Union, aus einer kritischen soziolinguistischen Perspektive zu untersuchen. Deren Diskurse über Mehrsprachigkeit und Empfehlungen für den Sprachunterricht haben seither die Sprachenpolitik im Bildungswesen in vielen europäischen Kontexten geprägt. Dieses soziolinguistische Projekt zielt daher darauf ab, die aktuellen sprachideologischen Debatten und die Sprachenpolitik im Bildungswesen der Schweizer Kantonen und in Katalonien in Nordspanien, wo die beiden Forscherinnen ansässig sind, zu historisieren.
Das Gemeinschaftsprojekt zielt darauf ab, neues Wissen über Diskurse zur Mehrsprachigkeit zu generieren, da sie eine ideologische Konstruktion von "Aufstieg" oder "Niedergang" von Sprachen zu einem wichtigen soziopolitischen und historischen Zeitpunkt in Europa darstellen. Wir werden die in den Archiven der beiden internationalen Organisationen gesammelten Daten - sowohl physische als auch Online-Daten - analysieren und vergleichen, um ein umfassenderes Bild der ideologischen Sprachdebatten in Europa und ihrer Auswirkungen in verschiedenen Regionen zu zeichnen. Diese vergleichende Sicht auf Sprachdiskurse und -politiken lässt uns die Fallstricke eines methodologischen Nationalismus vermeiden, der den Nationalstaat als selbstverständliche Analyseeinheit ansieht und die transnationale Zirkulation von Diskursen ausblendet.