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Informationsstrukturen bei zweisprachigen Sprechenden

Sprachübergreifende Einflüsse und Sprachdominanz
Projektleitung
Team

Laura Hodel

Dauer
01.2017 - 12.2021
Stichworte
Kognition
Beschreibung

Schweizerischer Nationalfonds, Projektförderung, Projekt Nr. 176338

Ziel des Projektes ist es zu untersuchen, auf welche verschiedene Weisen Französisch, Deutsch und Italienisch Sprechende die Kohäsion ihrer Erzählungen erreichen. Unser Ansatz ist inspiriert von Theorien und Methoden, die in der Forschung zu Informationsstrukturen entwickelt wurden.

Zur Stärkung der Kohäsion stehen Sprachen in der Regel optionale sprachliche Mittel zur Verfügung, etwa Partikel (z.B. aussi, auch, anche), Temporaladverbien (z.B. finalement, schlussendlich, alla fine) oder kontrastive Pronomen wie lui im Französischen. Solch sprachliche Mittel ermöglichen es, in einer Erzählung anaphorische Verbindungen zwischen Handlungen und Protagonisten herzustellen. 

Verschiedene Studien haben in Bezug auf die Verfügbarkeit von sprachlichen Mitteln und die Häufigkeit ihrer Verwendung typologische Unterschiede zwischen den Sprachen beobachtet. Letztere beeinflussen die Organisation von Informationen in Texten, die von Personen der jeweiligen Muttersprache produziert werden. Die Produktionen von Zweit-/Fremdsprachenlernenden können hingegen durch Tendenzen des sprachlichen Repertoires ihrer Erstsprache beeinflusst sein.

Wir führen diese Arbeiten im Kontext von Sprachkontakt fort, indem wir folgende Fragen stellen:

  • Wie enkodieren quasi monolinguale und bilinguale Sprechende in der Schweiz Informationen zu Protagonisten, Handlungen und Zeitlichkeit in jeder ihrer Sprachen?
  • Wenn zwischensprachliche Einflüsse beobachtet werden, wie manifestieren sich diese und können sie zum Teil durch Sprachdominanz erklärt werden?

Um diese Fragen zu beantworten, untersuchen wir die anaphorischen Verbindungen, die in mündlichen Erzählungen produziert werden, die mit Hilfe eines sequenzierten Films (Finite Story, Dimroth: 2006) bei 200 bis 250 Teilnehmern erhoben werden.

Ein weiteres Ziel besteht darin, festzustellen, ob solch subtile Unterschiede von muttersprachlichen Sprechenden wahrgenommen werden, d.h. ob sie Erzählungen (z.B. in Schweizerdeutsch), die einem anderen Stil folgen (z.B. Italienisch) als unterschiedlich wahrnehmen. Zu diesem Zweck wird eine explorative Studie zur Evaluierung mehrerer Narrative entwickelt. Unsere Fragestellung ist Teil des aktuellen Interesses an verschiedenen Diskursstilen auf fortgeschritteneren Niveaus des Fremdsprachenunterrichts.

Ziel - Erwartete Resultate

Dissertation von Giulia Berchio (2021) : Modellare la lingua in contesto in situazioni di bilinguismo: monologhi in italiano e svizzero tedesco di parlanti a dominanza linguistica variabile
Das Ziel dieser Dissertation war es, mittels quantitativer und qualitativer Analysen das Sprachrepertoire von Sprechenden mit Italienisch und Schweizerdeutsch als Hauptsprachen zu beschreiben, insbesondere im Hinblick auf ihre Tendenz, in beiden Sprachen linguistische Strategien zu verwenden, die darauf abzielen, Informationen zu strukturieren und diskursiven Einheiten beim Sprechen Kohäsion zu verleihen. Da sich diese Dissertation auf die individuelle Zweisprachigkeit konzentriert, bestand das Interesse auch darin, zu verstehen, ob und inwieweit sich die Sprachdominanz auf das Sprachverhalten der Sprechenden auswirken kann. Schließlich wurde eine Reihe von sprachlichen Phänomenen, die potenziell als interlinguale Einflüsse kategorisiert werden können und aus den Daten von zweisprachigen Personen stammen, an Sprechenden herangetragen, die als quasi-monolingual (Italienisch/Schweizerdeutsch) klassifiziert wurden, um zu beobachten, inwieweit diese Phänomene möglicherweise als besonders, nicht idiomatisch, wahrgenommen werden.